Dampf und Wasser

Immer wieder im Blickfeld: Wasserbehälter auf den Dächern der Stadt.

Einige Elemente der Wasserversorgung New Yorks sind ikonisch: Wassertürme und Hydranten. Jeder kennt die hölzernen Tanks, die auf den Dächern der älteren Gebäude der Stadt stehen. Etwa 15.000 von ihnen gibt es noch. Ich hatte ein Bild mit dem Hashtag #watertower gepostet und bekam ein freundliches Like und einen Kommentar der Firma Rosenwach. Sie sind die älteste Firma, die solche Wassertanks baut. Das Trinkwasser der Stadt kommt nur über Schwerkraft aus Reservoirs in „upstate“ New York, zum Beispiel aus den Catskill Mountains. Über die Schwerkraft kann das Wasser etwa 18 bis 22m hohe Gebäude versorgen, für alles darüber (das sind etwa 6 Stockwerke einschließlich Erdgeschoss) werden also Pumpen und eben früher Wassertanks benötigt. Die Firma Rosenwach geht ursprünglich auf einen Fassbauer zurück, und genau so wurden die Tanks konstruiert: Einfache Zedernplanken werden durch Stahlreifen zusammengehalten. Es gibt keine Dämmung, das Holz scheint trotz kalter Winter das Einfrieren des Wassers darin zu verhindern (ein großer Vorteil gegenüber Beton, der ein Überleben dieser Technik sicherte). Es gibt noch zwei weitere Firmen, die sich um den Erhalt und die Inspektion der Wassertanks kümmern, auch sie sind über hundert Jahre alt. Auf der Webseite von American Pipe & Tank kann man eine Karte von New York einsehen, auf der die Wassertürme vermerkt sind, jeder der Hunderten von Punkten steht für einen Wassertank.  

Hydranten waren das Erste, was mein Bild von New York geprägt hat: Als ich klein war, brachte mir mein Onkel ein Bilderbuch aus New York mit, und darin war eine Szene gemalt, in der Kinder im heißen New Yorker Sommer durch den Wasserstrahl eines aufgedrehten Hydranten sprangen. Ein Polizist stand daneben und lächelte. Das wollte ich unbedingt auch erleben. New York wurde damit eine Sehnsuchtsstadt. Bei jedem Hydranten, auf den mein Blick fiel, musste ich an dieses Bild aus meiner Kindheit denken. Und natürlich habe ich so eine Szene kein einziges Mal erleben können. Aber: Es stimmt trotzdem. In heißen Sommern dürfen Nachbarschaften den Antrag stellen, dass die Hydranten geöffnet werden. Es gibt dafür einen speziellen Aufsatz, der den Durchflussdruck verringert und auch das Wasser ein wenig besser versprüht. Der wird dann montiert, und von 11 bis 17 Uhr können die Anwohner sich erfrischen. 1400 solcher Aufsätze gibt es für die rund 170.000 Hydranten im Stadtgebiet. Übrigens ist es strengstens untersagt, einen Hydranten privat zu öffnen, angesichts des großen Drucks dahinter würde so ungeheuer viel Wasser verschwendet. Dennoch passiert es immer wieder, dass jemand doch einen Hydranten selbst öffnet, und das wird mit heftigen Strafen geahndet.  

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