If you can make it there…

Broadway

Ich stehe in New York und bin frei. Ohne Angst. Ohne Verantwortung. Alles kann, nichts muss, oder so ähnlich. Die Stadt steht grau und hoch aufragend vor mir. Ich bin ihr egal. Ich denke an andere Städte. Viele, fast alle Städte, die ich kenne, sind schöner. Eleganter. Zugänglicher. Haben Kultur, Geschichte. Sind gestaltet, haben stadträumliche Abfolgen von Avenuen und Plätzen, sind urban, laden zum Aufenthalt ein. Manhattan tut das nicht für dich. Manhattan genügt sich selbst, ragt steil auf, protzt, glänzt, ist breitbeinig oder einfach nur am längsten, höchsten, steilsten. If you can make it there you’ll make it everywhere oder eben auch nicht. Eher auch nicht. Ich jedenfalls nicht. Kopenhagen- so schön, eine Stadt voller toller Architektur und Design am Meer, du hast eine tolle Altstadt, winkelige Gassen, Geschichte, Design, gute Küche. Auch hohe Preise, das schon. Aber dafür Atmosphäre, Weite, Leben. Paris! Meine erste Liebe. Wenn ich durch New York gehe, versuche ich Stellen zu finden, die ein wenig wie Paris sind. Ich finde sie an den Avenuen, die am Central Park entlang laufen. An der „Mall“ im Central Park. Bei den Verkaufsständen an dem Metropolitan Museum of Art, die ein wenig an die Bouquinisten an der Seine erinnern. Aber eben ohne die Seine-Ufer. Rom- hat Geschichte, Geschichte, Geschichte. Kunst und Kultur, so wie Florenz. Da bekommt man wenigstens etwas für die erlittene schwüle Hitze im Sommer. Kyoto – eine Stadt, die unglaublich schön ist, aber auch ihre merkwürdig hässlichen Seiten hat. Aber das Schöne überwiegt den Konsum, die klimpernden grellen Pachinko-Hallen, den Verkehr, die hässlichen Klimaanlagen, die aus allen Fenstern starren, genau wie in New York. Wenn ich jetzt in Midtwon stehe, um mich herum den infernalischen Lärm der Rettungsfahrzeuge höre, das Auf-und Abschwellen der Sirenen, mir die Ohren zuhalte (und ihr müsst wissen, ich spiele in meiner Freizeit einem Orchester, sitze mit meinem rechten Ohr am Schlagzeug und neben mir die Kollegen vom tiefen Blech, Posaunen, ja, genau, die von Jericho, ich weiß also, was „laut“ ist), dann kenne ich meine Sehnsuchtsorte: Den Weststrand auf dem Darß. Meine Joggingstrecke auf dem Elisabethenweg im Taunus, quer durch den Wald. Und die Weinberge meiner Kindheit in Rheinhessen. Ich bin kein Stadtmensch. I can’t make it there. Ich habe hier in New York schon versagt, bevor ich richtig begonnen habe. Alles kann, nichts muss. Aber hier doch nicht.

Zurück
Zurück

Dazwischen

Weiter
Weiter

Harlem Nocturne